Schwule geschichten neu münchen
Von schillernden Bars und schwulen Traditionalisten bis hin zu Freddy Mercurys Geburtstagsfeier: Die gleichgeschlechtliche Liebe ist Teil des Münchner Lebens. Eine neue Sammlung soll das nun dokumentieren. Als der Wirt der Bräurosl damals, vor über 30 Jahren, die Anfrage bekam, sechs Tische für den Münchner Löwenclub zu reservieren, sagte er sofort zu.
Drei Jahrzehnte später ist der "Gay Sunday" am ersten Wiesn-Sonntag längst zum Ritual geworden. Vergangen, nicht vergessen. Das Schild stammt aus dem Jahr und war im Inneren der Bar angebracht. Mit der Renovierung wurden die bis dahin abgeklebten Fenster vom Sichtschutz befreit, nun durften an bestimmten Tagen auch Frauen und heterosexuelle Männern hinein.
Schwule geschichten neu: spannende erzählungen in münchen
Zwei Jahre später schloss der Bau - eine von vielen Szenebars, die nach und nach aus dem Stadtbild verschwanden. Schwule Plattler. Nur ein Buchstabe ist anders. Er macht aus dem berühmten Traditionstanz Schuhplattler den Namen eines Vereins, der nicht nur für Heimatverbundenheit und die Bewahrung traditioneller Werte steht - sondern auch für Homosexualität.
Im Jahr wurden die Schwuhplattler als erste schwule Schuhplattlergruppe der Welt gegründet, zu ihrem jährigen Jubiläum brachten sie diese Chronik heraus. Inzwischen treten die Herren nicht mehr nur beim Christopher Street Day auf, sondern werden auch für Stadtteilfeste, Kulturevents, Hochzeiten oder Geburtstage gebucht.
Fragerunde mit Klischee-Lesben. Vorurteile und dumme Stereotype - damit haben Homosexuelle oft zu kämpfen. In den Neunzigerjahren entschloss sich eine Gruppe von Frauen aus der Münchner Lesben-Szene, mit den Klischees zu spielen und sich selbst auf die Schippe zu nehmen: Sie erfanden das "Lesbische Identitätsspiel".
Durch würfeln kann man eine kleine Figur auf einem Spielbrett vorrücken. Auf jedem Feld muss dann eine Karte mit einer Frage gezogen werden. Die unterschiedlichen Farben der Felder stehen jeweils für ein Klischee: zum Beispiel für die "Partylesbe", die immer nur feiert und der die politische Dimension ihrer sexuellen Orientierung herzlich egal ist.
Oder die "Politlesbe", die sich stark engagiert, aber völlig humorbefreit ist. Die Antwort auf die Frage darf nicht frei gewählt werden, sondern steht auf einer zweiten Karte, die man ebenfalls ziehen muss. Die Aufgabe der Spielerin ist dann, Frage und Antwort argumentativ unter einen Hut zu bringen: Warum würde die jeweilige Klischee-Lesbe so auf diese Frage reagieren?
Christinas Rätsel. Nicht zu jedem Objekt der Sammlung ist die Hintergrundgeschichte bekannt. Bei diesem Plakat mit der Aufschrift "Christina Portrait Zarah Leander" ist weder eindeutig klar, aus welchem Jahr es stammt, noch welche Veranstaltung sich dahinter verbirgt. Pia Singer, die für die Sammlung von Münchens LGBTI-Geschichte verantwortlich ist, geht davon aus, dass es sich auf dem Foto um die nach wie vor lebende Künstlerin Cristina aus Amsterdam handelt - auch wenn diese ohne "h" geschrieben wird.
Sie hatte persönliche Beziehungen zu der schwedischen Schauspielerin und Sängerin Leander und ist bekannt dafür, sie in ihren Auftritten zu imitieren Die Kleine Freiheit war ein Kabarett und Theater, das die jüdische Kabarettistin und Regisseurin Trude Kolman nach ihrer Rückkehr aus dem Exil gründete und das bis bestand.
Es richtete sich nicht speziell an ein schwules Publikum, bot aber auch Travestiekünstlern eine Bühne. Die klassischen Schwulenbars und die lesbischen Kneipen der Isarvorstadt sterben mehr und mehr aus. Als Gründe werden oft steigende Mieten und sinkende Einnahmen genannt. Freddie Mercury lädt ein.