Schwul und grau münchen
Lennora Esis Theater-Film-Projekt "Schokokinder" erzählt von drei Freunden, die lernen, sich selbst zu akzeptieren. Lennora Esi erzählt folgende Familien-Episode: Atzenweiler bei Ravensburg im Jahr , Manfred Bürkle stellt sich als neuer evangelischer Gemeindepfarrer vor. Dabei hat er seine Frau Lib Briscoe, dunkelhäutig, seinen Sohn, noch dunkler, und die Tochter, auch dunkel, aber heller als die beiden anderen.
Lennora Esi lacht. Damals in Atzenweiler war sie 14 Jahre alt, heute ist sie 26, Schauspielerin, Tänzerin und Jazzsängerin mit den Ausbildungsstationen Berlin, München und New York, und nennt sich Lennora Esi. Gerade ist sie aus Ghana in den Münchner April-Winter zurückgekommen, nun friert sie, glüht aber auch vor Aufregung.
Denn an diesem Freitag, April, hat ihr Projekt "Schokokinder" im Eine-Welt-Haus Premiere. Eine Film-Theater-Produktion über Klischees, Vorurteile und den mühsamen, spannenden Weg, zu sich selbst zu stehen. Im Gespräch mit Lennora Esi geht es zunächst um Sprache, dieses verräterische, unzulängliche Instrument, die Welt unter Kontrolle zu bringen.
Dunkelhäutige, Schwarze, Farbige? Doch die Frage "wie soll man EUCH nun nennen? Euch - wer soll das sein? Es gebe sie nicht, die eine schwarze Rasse, "es gibt nur total unterschiedliche Identitäten". Wenn sie als Jugendliche das Wort "Neger" hörte, empfand sie das als verletzend.
Nun ist ein Mischwesen aus dem Projekt geworden: Drei Schauspieler stehen live auf der Bühne, dieselben Akteure sind in einem Kurzfilm zu sehen, der mit dem Theatergeschehen interagiert, aber auch unabhängig davon funktioniert. Die Schokokinder, das sind drei Sandkastenfreunde, die sich aus den Augen verloren haben und sich dann zufällig wieder begegnen: Leya Lennora Esi , Benedikt Grischa Olbrich und Andre Stephan Neumüller , sie alle verleugnen auf die ein oder andere Weise ihre Identität.
Leya liebt den Tanz und die Musik, möchte aber nicht dem Klischee vom schwarzen Künstler entsprechen und studiert deshalb Management. Benedikt ist Maler geworden, versteckt sich allerdings hinter seinen Bildern vor der Öffentlichkeit. Er ist stark übergewichtig, schämt sich seines Körpers.
Nur wenn die drei zusammen sind, können die Fassaden fallen, weil sie voreinander nichts zu verbergen haben. Lennora Esis Kurzfilm ist aber auch eine Geschichte der Emanzipation.
Schwul und grau in münchen: das leben als älterer schwuler mann
Über Crowdfunding wurde die Produktion finanziert, Lennora Esi ist Autorin, Produzentin, Regisseurin, Schauspielerin; Olbrich und Neumüller sind alte Freunde, ihr Verlobter stand hinter der Kamera, und von ihrer Mutter Lib Briscoe, einer Tänzerin, Choreografin und Sängerin, stammt der wunderbare Titelsong des Films.
Die Jährige will den Film nun bei Festivals einreichen und auch in ihrer schwäbischen Heimat zeigen. Sie liebt diese Art, als Künstlerin völlig unabhängig von Geldgebern oder Institutionen zu arbeiten. Diese Freiheit will sie sich auch in Zukunft nehmen.
Deshalb wird sie - die doppelte Staatsbürgerschaft macht's möglich - nun in die USA gehen und eine Ausbildung an einer Massage-Schule machen. Ins Amerika des Donald Trump überzusiedeln, sei für sie als african american eine sehr bewusste Entscheidung, die auch viel mit Identität zu tun habe, mit ihren Wurzeln.
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