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Michael Köhler: Was lässt sich nicht alles unter dem Symbol des Regenbogens fassen. Ein versöhnendes Lied der Kommunionkinder, "Regenbogen, buntes Licht", oder die Regenbogenbrücke in Wagners romantischer Oper Rheingold, "Zur Burg führt die Brücke, und allabendlich strahlt der Sonne Aug", aber auch ein universell-utopisches Friedenszeichen, aber natürlich auch das Signet weltweiter Schwulen und Lesbenbewegung, jedenfalls dann, wenn Rot oben und Violett unten ist.
Die Zeit der versteckten Kellerbars jedenfalls für Schwule hinter Stahltüren in Randgebieten von Kleinstädten ist vorbei.
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Das Massaker im Nachtklub von Orlando war insofern auch ein Angriff auf die freie, die liberale Gesellschaft, auf längst etablierte Minderheiten. Heute Abend gibt es in Frankfurt eine Mahnwache mit amerikanischem Konsul am Mahnmal "Frankfurter Engel" für die Opfer der Verfolgung homosexueller Menschen.
Mit dem Berliner Kulturjournalisten und Buchautor Martin Reichert habe ich darüber gesprochen. Er ist Verfasser unter anderem von "Vertragt euch! Auf Friedensmission zwischen Mann und Frau" und er hat sich intensiv auch mit der Geschichte der Schwulenbewegung befasst.
Ihn habe ich gefragt: Welche Auswirkungen wird das Attentat wohl haben? Werden Sicherheitsvorkehrungen geändert? Wird es einen Rückzug in Anonymität geben? Martin Reichert: Das möchte ich genau nicht hoffen und ich glaube es auch nicht. Es gab, was man jetzt so hört, immer schon Befürchtungen, dass es vielleicht einen Anschlag auch auf einen Gay-Pride geben könnte.
Das sind aber auch Veranstaltungen, die man ja eigentlich kaum schützen kann. Man kann da jetzt nicht die Bundeswehr auffahren, um Gay-Prides zu schützen. Ich glaube auch nicht, dass sich die Community nun zurückziehen wird. Gestern hat der LSVD, der Lesben- und Schwulenverband Deutschlands, den Tag beschlossen mit der Aussage, wir weichen keinen Meter zurück, und so ungefähr würde ich auch die Stimmung charakterisieren, die ich jetzt im Moment beobachten kann: Auf der einen Seite tiefe Bestürzung, auf der anderen Seite ist man jetzt nicht bereit, sich einschüchtern zu lassen von einer solch schrecklichen Tat.
Köhler: Sie haben gerade vom Gay-Pride gesprochen. Wir sind in so einem Feiermonat, einem schwulen Stolzmonat, im Pride-Monat. Wird aus dem Attentat politisches Kapital geschlagen, denn das erleben wir ja gerade mitten im Präsidentschaftswahlkampf? Anders gesagt: Fürchten Sie einen Rollback vielleicht in den USA, der vielleicht auch nach Europa rüberschwappen könnte?
Reichert: Es gibt ja vielfältige Möglichkeiten, jeweils Minderheiten zu instrumentalisieren. In den USA kann man das ja bei Herrn Trump sehen, in welcher Richtung er es versucht. Er versucht, diese Tat jetzt gegen den Islam zu wenden. In Deutschland habe ich noch keine Reaktionen bisher von der AfD mitbekommen.
Man wird sich dort entscheiden müssen, ob man das nutzt, um zu versuchen, gegen den Islam zu hetzen. Aber andererseits hetzt man ja auch gegen Homosexuelle. Insofern kommt es halt immer darauf an, welche politischen Kräfte das für sich ausnutzen wollen. Ich selber würde sagen, dass sich die Mitglieder der Community selbst dagegen zur Wehr setzen werden.
Wenn das die Mehrheitsgesellschaft möchte, kann man dagegen natürlich relativ wenig tun. In den USA muss man jetzt abwarten, in welche Richtung das geht. Trump hat ja heute noch mal eine Schippe draufgelegt. Ich hoffe, dass es nicht gelingt, diese Gesellschaft weiter zu spalten, auch nicht auf dem Rücken einer Minderheit.