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Die Trattenbacher waren verzweifelt. Soeben hatte die Dampfmaschine ihrer Tuchfabrik den Geist aufgegeben - wochenlanger Stillstand vermutlich, eine Katastrophe für das ärmliche Nest in Niederösterreich. Doch dann sei Ludwig Wittgenstein gekommen, der neue Lehrer, erzählten sie.

Zu schön, zu bezeichnend ist die Geschichte, wie so viele der Anekdoten, die meist schon zu Lebzeiten Wittgensteins kursierten. Das Handwerk des Genies«. Bis in die jüngste Zeit haben Schüler aus Wittgensteins Professorenzeit dort bis den Mythos vom unnahbaren Asketen fortgesponnen - dann kam die Entzauberung.

Schon damals bei den Dörflern in Trattenbach hatte die Begeisterung nicht lange vorgehalten. Der neue Lehrer überfordere und quäle ihre Kinder, meldeten sie der Behörde. Doch das heizte die Sensationslust nur noch an. Auch weniger pietätvolle Interpreten aber warnten davor, Leben und Denken des legendären Philosophen nun einfach wie zwei Seiten der gleichen, entwerteten Münze abzufertigen oder die bekannte Diskretion des Wahrheitssuchers als Lebenslüge hinzustellen.

Sie lagen richtig - denn nach Ray Monks nüchternen Recherchen kann es Bartleys Prater-Boys kaum gegeben haben. Weiter: Mit fast 40 Jahren verliebte sich Wittgenstein, zutiefst unsicher offenbar, in eine junge Baslerin, machte ihr endlich gar einen Heiratsantrag - ohne Erfolg natürlich.

Mit 48 notierte er: »Heute Nacht onaniert. Wie schlecht ist es? Ich denke mir, es ist schlecht, aber habe keinen Grund. Wittgenstein, als Regel-Fanatiker und traditionsblinder Elefant im Porzellanladen der Philosophiegeschichte verschrien, ist ein Mystiker gewesen, dem keine Theorie genügte, weil er mit allem, was er dachte und schrieb, über seine Umwelt und sich selbst hinaus wollte.

Ein erlösungssüchtiger Ästhet der Klarheit in Worten und Werken. Was aber dann? Genügten Denk-Lösungen überhaupt? Im Ersten Weltkrieg war er freiwillig an der österreichischen Ostfront, da hatte ihn eine Evangelien-Deutung des Romanciers Tolstoi sogar fromm werden lassen. Nicht lange freilich: »Nur kein transzendentales Geschwätz, wenn alles so klar ist wie eine Watschen«, redete er sich schriftlich zu und rang bald ohne christlichen Beistand weiter um die »Reinheit meines Wandels«.

Reinheit, ganz buchstäblich, war sein Hauptziel - vom Tick, nasse Teeblätter fürs Staubwischen zu benutzen, bis zum Verzicht aufs gigantische Erbe nach dem Tod seines Vaters. Reinheit als Prinzip: Im Wiener Haus, das der gelernte Ingenieur nach Kriegsende für seine Schwester entwarf, gab es keine Teppiche, Leuchter und Vorhänge.

Monk: »Die Böden bestanden aus dunklem glänzendem Stein, Wände und Decken waren in einem hellen Ocker gestrichen, die Metallteile der Fenster blieben ebenso unlackiert wie alle Türgriffe und Heizkörper - für Licht sorgten nackte Glühbirnen. Denn Zierat war ein Verbrechen, so hatte es Wittgenstein von seinen Wiener Vorbildern Otto Weininger, Karl Kraus oder Adolf Loos gelernt.

Strenger noch als sie, lenkte er den Drang zum wahrhaft Wesentlichen gegen sich selbst und sein Tun: Der »Tractatus«, der »dem Denken eine Grenze ziehen« sollte, wirkt mit seinen kurzen, numerierten Absätzen wie logische Musik. Mit Gelehrsamkeit hatte dies kristalline Gebäude nichts zu tun.

Den Wiener Philosophie-Dozenten, die ihn zu Diskussionen einluden, las Wittgenstein lieber Gedichte vor. Nicht anders wirkte der Cambridger Doktorand und Professor Wittgenstein. In Vorlesungen, die aufreibenden intellektuellen Happenings glichen, hielt er seine Hörer mit Fragen, Vergleichen und Einfällen in Atem.

Was einst, im »Tractatus«, als »mystisch« aus dem Reich der Philosophie verbannt geblieben war - in diesen inszenierten Selbstgesprächen sollte es Wirklichkeit werden. Letztlich, so die herbe Konsequenz, habe ein Philosoph überhaupt nichts zu sagen - nur etwas zeigen könne er, wie ein Künstler.